Was bringen die Klimakonferenzen?
Was bringen die Klimakonferenzen?
Klimakonferenzen, insbesondere jene, die im Rahmen der Vereinten Nationen (UN) abgehalten werden, sind seit Jahrzehnten ein zentraler Bestandteil der internationalen Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels. Diese Konferenzen, bekannt als "Conferences of the Parties" (COP), dienen als Plattformen für Staaten, Wissenschaftler:innen, zivilgesellschaftliche Organisationen und Unternehmen, um über Strategien und Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu verhandeln. Doch angesichts der anhaltenden globalen Erwärmung und der zunehmenden Häufigkeit klimabedingter Katastrophen stellt sich die Frage: Was bringen diese Klimakonferenzen wirklich?
Ziele und Struktur der Klimakonferenzen
Die Klimakonferenzen basieren auf der Rahmenkonvention der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC), die 1992 auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro verabschiedet wurde. Ziel der UNFCCC ist es, die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre auf einem Niveau zu stabilisieren, das eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert. Seit 1995 treffen sich die Vertragsstaaten jährlich auf den COPs, um über Fortschritte, Herausforderungen und neue Vereinbarungen zu diskutieren.
Die wichtigste Errungenschaft der Klimakonferenzen war bisher das Pariser Klimaabkommen von 2015, das auf der COP21 verabschiedet wurde. Dieses Abkommen verpflichtet die Staaten, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, mit dem Ziel, 1,5 °C nicht zu überschreiten. Dabei müssen die Staaten individuelle nationale Klimapläne (Nationally Determined Contributions, NDCs) vorlegen und regelmäßig überprüfen.
Errungenschaften der Klimakonferenzen
Bewusstsein und politischer Druck Klimakonferenzen haben das Bewusstsein für den Klimawandel weltweit geschärft. Sie bieten eine Plattform, auf der die Wissenschaft die Dringlichkeit von Klimamaßnahmen verdeutlichen kann. Berichte des Weltklimarats (IPCC) werden oft in den Diskussionen zitiert und beeinflussen die politischen Entscheidungen.
Darüber hinaus erzeugen die Konferenzen politischen und gesellschaftlichen Druck. Die Medienpräsenz und die Teilnahme von Aktivist:innen wie Greta Thunberg mobilisieren die Öffentlichkeit und setzen Regierungen unter Zugzwang, ambitioniertere Klimapläne vorzulegen.
Internationale Zusammenarbeit Klimakonferenzen sind eines der wenigen Foren, in denen nahezu alle Länder der Welt vertreten sind. Dies ermöglicht die Aushandlung globaler Vereinbarungen wie des Kyoto-Protokolls (1997) und des Pariser Abkommens (2015). Solche Vereinbarungen sind entscheidend, da der Klimawandel ein globales Problem ist, das nur durch kollektives Handeln gelöst werden kann.
Technologie- und Finanztransfer Ein wichtiger Aspekt der Klimakonferenzen ist die Diskussion über den Transfer von Technologien und Finanzmitteln von Industrieländern zu Entwicklungsländern. Der Green Climate Fund (GCF), der auf der COP16 in Cancún eingerichtet wurde, soll Entwicklungsländer bei der Umsetzung von Klimamaßnahmen unterstützen. Bis 2023 wurden bereits Milliarden Dollar bereitgestellt, um Projekte wie erneuerbare Energien, Aufforstung und Anpassungsprogramme zu finanzieren.
Dialog und Innovation Neben den formellen Verhandlungen bieten Klimakonferenzen Raum für Dialoge zwischen verschiedenen Akteuren, darunter Regierungen, Unternehmen, NGOs und Wissenschaftler:innen. Diese Interaktionen fördern Innovationen, Partnerschaften und den Austausch bewährter Praktiken.
Grenzen und Kritik
Trotz dieser Erfolge gibt es erhebliche Kritik an den Klimakonferenzen. Viele argumentieren, dass die Ergebnisse der Konferenzen oft hinter den Erwartungen zurückbleiben und nicht ausreichen, um die Klimakrise effektiv zu bekämpfen.
Unzureichende Umsetzung Ein Hauptproblem ist die Diskrepanz zwischen den Zusagen auf den Konferenzen und deren Umsetzung. Die meisten NDCs reichen derzeit nicht aus, um die Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Laut dem Emissions Gap Report des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) von 2023 befindet sich die Welt auf einem Pfad zu einer Erwärmung von etwa 2,6 °C bis zum Ende des Jahrhunderts.
Ungleichheiten zwischen Nord und Süd Entwicklungsländer kritisieren oft, dass Industrieländer, die historisch die Hauptverursacher der Treibhausgasemissionen sind, nicht genug Verantwortung übernehmen. Die zugesagten Finanzmittel fließen oft nicht in ausreichendem Umfang oder mit erheblicher Verzögerung. Dies erschwert es vielen Ländern des Globalen Südens, notwendige Klimamaßnahmen umzusetzen.
Langsame Fortschritte Die Verhandlungen auf den Klimakonferenzen sind oft langwierig und von geopolitischen Interessen geprägt. Beispielsweise haben Länder mit großen fossilen Energieindustrien, wie Saudi-Arabien oder Russland, wiederholt ambitioniertere Vereinbarungen blockiert. Dies führt dazu, dass viele Beschlüsse hinter den wissenschaftlichen Empfehlungen zurückbleiben.
Greenwashing und Symbolpolitik Kritiker:innen bemängeln, dass Klimakonferenzen oft als Plattform für Greenwashing genutzt werden. Unternehmen und Regierungen präsentieren ambitionierte Ziele, ohne diese mit konkreten Maßnahmen zu untermauern. Dies untergräbt die Glaubwürdigkeit der Konferenzen.
Wissenschaftliche Perspektive
Aus wissenschaftlicher Sicht sind Klimakonferenzen ein unverzichtbarer, wenn auch unzureichender Bestandteil der globalen Klimapolitik. Sie schaffen einen institutionellen Rahmen für kollektives Handeln und stellen sicher, dass der Klimawandel kontinuierlich auf der internationalen Agenda bleibt. Die Wissenschaft liefert dabei die Grundlage für viele Entscheidungen, wie etwa die Zielsetzung des Pariser Abkommens, das auf IPCC-Berichten basiert.
Gleichzeitig ist die Diskrepanz zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und politischen Entscheidungen ein zentraler Kritikpunkt. Der IPCC betont regelmäßig die Notwendigkeit drastischer Emissionsreduktionen, doch die politischen Maßnahmen bleiben oft unzureichend. Dies zeigt, dass wissenschaftliche Fakten allein nicht genügen, um politische Veränderungen zu bewirken. Es bedarf eines stärkeren Zusammenspiels zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.
Perspektiven und Empfehlungen
Um die Effektivität von Klimakonferenzen zu steigern, sind mehrere Schritte notwendig:
Erhöhung der Ambitionen Die Staaten müssen ihre NDCs regelmäßig überarbeiten und ambitionierter gestalten. Dies erfordert politischen Willen und Druck von der Zivilgesellschaft.
Stärkere Förderung von Klimagerechtigkeit Industrieländer sollten ihre finanziellen Zusagen einhalten und Entwicklungsländer stärker unterstützen. Dies umfasst auch den Ausgleich für Verluste und Schäden durch den Klimawandel, wie auf der COP27 in Sharm El-Sheikh beschlossen.
Verstärkung der Rolle der Wissenschaft Wissenschaftliche Erkenntnisse sollten einen noch größeren Einfluss auf die Verhandlungen haben. Dies kann durch die Einbindung von Wissenschaftler:innen in Verhandlungsteams und die Schaffung unabhängiger wissenschaftlicher Gremien geschehen.
Verbesserung der Transparenz und Verantwortlichkeit Die Fortschritte der Staaten bei der Umsetzung ihrer Klimaziele sollten stärker überwacht werden. Dies erfordert transparente Berichtssysteme und Mechanismen zur Sanktionierung bei Nichterfüllung.
Stärkung der Partizipation Die Einbindung von zivilgesellschaftlichen Akteuren, indigenen Gemeinschaften und jungen Menschen in die Verhandlungen sollte weiter ausgebaut werden. Ihre Perspektiven und Forderungen sind entscheidend, um gerechte und nachhaltige Lösungen zu finden.
Fazit
Klimakonferenzen sind ein wichtiger, aber nicht ausreichender Baustein im Kampf gegen den Klimawandel. Sie haben entscheidende Fortschritte ermöglicht, etwa das Pariser Abkommen, stoßen jedoch angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise oft an ihre Grenzen. Um ihre Wirksamkeit zu steigern, sind ambitioniertere Maßnahmen, stärkere internationale Zusammenarbeit und eine bessere Verknüpfung von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft notwendig. Nur so kann das Ziel einer nachhaltigen und klimafreundlichen Zukunft erreicht werden.
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