Gesundheitliche Folgen des Klimawandels: Was unser Körper jetzt schon spürt

Gesundheitliche Folgen des Klimawandels: Was unser Körper jetzt schon spürt

Hitzewellen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Extremtemperaturen sind inzwischen häufiger. In Europa sterben laut Europäischer Umweltagentur jedes Jahr zehntausende Menschen an den Folgen von Hitze. 2003, beim „Jahrhundertsommer“, waren es allein in Frankreich rund 15.000. Die meisten Opfer: ältere Menschen, Herz-Kreislauf-Patienten, Menschen ohne Zugang zu kühleren Räumen.

Das Problem ist nicht nur die Hitze selbst. Auch die Nächte bleiben oft warm – sogenannte Tropennächte. Der Körper hat dann keine Chance, sich zu erholen. Kreislaufprobleme, Schlafstörungen, Dehydrierung. Das klingt harmlos, kann aber tödlich enden.

Und wer glaubt, dass nur Rentner gefährdet sind: Bauarbeiter, Pflegekräfte, Landwirte – Menschen, die draußen schuften – erleben die Folgen tagtäglich. Hitzschlag, Ohnmacht, langfristige Schäden.

Klimawandel und Allergien: Warum Pollen zunehmen

Die Pollensaison hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verschoben. Birke, Hasel, Ambrosia – sie blühen länger und intensiver. Mehr CO₂ in der Luft bedeutet: Pflanzen produzieren mehr Pollen. Klingt fast wie ein schlechter Witz.

Studien zeigen, dass sich die Pollensaison in Mitteleuropa seit den 1980ern um bis zu 20 Tage verlängert hat. Für Allergiker bedeutet das: längere Leidenszeit, höhere Belastung, mehr Medikamente. Kinder entwickeln häufiger Heuschnupfen und Asthma.

Ich kenne Leute, die im April schon mit tränenden Augen rumlaufen – und im September immer noch nicht durchatmen können. Kein Spaß.

Neue Infektionskrankheiten durch den Klimawandel

Denguefieber, West-Nil-Virus, Chikungunya. Bis vor wenigen Jahren waren das Begriffe, die man mit Fernreisen verband. Inzwischen tauchen die übertragenden Mückenarten (z. B. die Asiatische Tigermücke) auch in Süddeutschland auf.

2022 gab es in Frankreich und Italien erste lokale Ausbrüche von Dengue. Bedeutet: Menschen haben sich direkt vor Ort angesteckt, nicht nach einem Urlaub. Stechmücken breiten sich mit steigenden Temperaturen und feuchteren Sommern rasant aus.

Malaria in Europa? Noch selten, aber längst nicht mehr ausgeschlossen. Ein warmer Herbst, ein paar stehende Gewässer – und das Risiko wächst.

Wasserqualität und Klimawandel: Bakterien, Algen, Risiken

Hitze sorgt nicht nur dafür, dass Seen warm werden. Sie begünstigt auch das Wachstum von Bakterien wie Vibrio vulnificus, die Hautinfektionen auslösen können. An der Ostsee gab es bereits Todesfälle nach Infektionen beim Baden.

Auch Blaualgenblüten nehmen zu. Sie produzieren Giftstoffe, die Leber und Nervensystem schädigen können. Kinder und Hunde sind besonders gefährdet.

Und dann das Thema Trinkwasser: Längere Trockenperioden setzen Grundwasservorräte unter Druck. Bei Starkregenereignissen gelangen wiederum Schadstoffe und Krankheitserreger leichter ins Leitungsnetz.

Luftverschmutzung, Feinstaub und Ozon

Mit steigender Hitze steigt auch die Ozonkonzentration. Ozon ist ein Reizgas, das tief in die Lunge dringt und Atemwege schädigt. Besonders Asthmatiker leiden, aber auch gesunde Menschen spüren Hustenreiz, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit.

Hinzu kommt mehr Feinstaub durch Waldbrände. 2023 lagen in Kanada Millionen Hektar in Flammen – der Rauch zog bis nach New York und Europa. In solchen Wochen atmet man keine „frische Luft“ mehr, sondern ein Gemisch aus Ruß, Chemikalien und Feinstaubpartikeln.

Die WHO schätzt, dass weltweit jährlich rund 7 Millionen Menschen an Luftverschmutzung sterben. Der Klimawandel wirkt dabei wie ein Brandbeschleuniger.

Klimaanxiety – wenn der Kopf nicht mehr abschaltet

Neben physischen Leiden nimmt auch die psychische Belastung zu. Der Begriff Klimaanxiety beschreibt Ängste, die durch die Wahrnehmung der Klimakrise entstehen. Kein Modewort, sondern ein wachsendes Phänomen.

Studien der American Psychological Association zeigen: Besonders junge Menschen fühlen sich von Zukunftsängsten erdrückt. Fast 60 % der 16- bis 25-Jährigen geben an, dass sie „sehr“ oder „extrem“ über den Klimawandel besorgt sind. Manche vermeiden bewusst Nachrichten, weil sie die Bilder von Waldbränden oder Überschwemmungen nicht mehr ertragen.

Direkt wirken Katastrophen: Flutopfer entwickeln häufiger posttraumatische Belastungsstörungen. Landwirte, die ihre Ernten durch Dürren verlieren, kämpfen mit Existenzängsten. Kinder berichten von Schlafstörungen, weil sie sich die Welt brennend vorstellen.

Und ja, das klingt dramatisch. Ist es auch. Aber es ist gleichzeitig ein Thema für Hausärzte, Psychologen und Gesellschaft – nicht nur für Umweltpolitiker.

Ernährung und Lebensmittel-Sicherheit

Trockenheit und Hitzestress machen Ernten unsicher. Getreide verliert an Proteingehalt, Obst an Vitaminen. Gleichzeitig steigt das Risiko von Schimmelpilzgiften wie Aflatoxin, die bei hohen Temperaturen in Lagerbeständen gedeihen.

Ein Beispiel: Mais und Nüsse sind besonders anfällig. Diese Gifte können Krebs auslösen – und gelangen auch in Tierfutter. Bedeutet: indirekt landet es wieder auf unserem Teller.

Fisch und Meeresfrüchte sind ebenfalls betroffen. Ozeanversauerung und steigende Temperaturen verändern Ökosysteme. Mehr Schadstoffe, weniger Nährstoffe.

Risikogruppen: Kinder, Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen

Es trifft nicht alle gleich. Kinder haben ein unausgereiftes Immunsystem, ältere Menschen schwächere Abwehrkräfte. Beide Gruppen sind empfindlicher gegenüber Hitze, Infektionen und schlechter Luft.

Laut WHO sterben Kinder unter fünf Jahren fünfmal häufiger an klimawandelbedingten Durchfallerkrankungen als Erwachsene.

Ungleichheit und Klimawandel

Und noch etwas: Die gesundheitlichen Folgen sind nicht gleich verteilt. Menschen mit wenig Geld, ohne Klimaanlage, in schlecht isolierten Wohnungen, ohne Zugang zu guter medizinischer Versorgung – sie tragen die Hauptlast.

In ärmeren Ländern verschärfen sich Mangelernährung, Infektionskrankheiten und Wasserknappheit. Aber auch in reichen Ländern gibt es Hotspots der Verwundbarkeit: dicht bebaute Innenstädte, soziale Brennpunkte, Pflegeheime ohne Hitzeschutz.

Anpassung und Prävention

Natürlich gibt es Anpassungsstrategien. Frühwarnsysteme bei Hitzewellen. Mehr Grünflächen in Städten, die Schatten und Kühlung bringen. Mückenschutz-Programme. Verbesserte Wasseraufbereitung.

Aber am Ende bleibt klar: Prävention ist nur ein Pflaster. Die eigentliche Therapie heißt: Emissionen runter. Sonst wird es nicht nur wärmer, sondern auch kränker.


FAQ

Welche Krankheiten werden durch den Klimawandel begünstigt?
Asthma, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Infektionen durch neue Mückenarten (Dengue, West-Nil-Virus), hitzebedingte Leiden, Durchfallerkrankungen, psychische Belastungen.

Kann Hitze wirklich tödlich sein?
Ja. Allein in Europa sterben zehntausende Menschen jährlich an Hitzefolgen. Besonders gefährdet sind Ältere, Vorerkrankte und Menschen, die draußen arbeiten.

Warum verschlimmern sich Allergien?
Weil Pflanzen durch mehr CO₂ mehr Pollen produzieren und die Pollensaison länger dauert.

Gibt es Belege für Klimaanxiety?
Ja. Studien zeigen steigende Angst- und Depressionsraten, besonders bei jungen Menschen.

Kann ich mich schützen?
Teilweise: Schatten aufsuchen, genug trinken, Pollenvorhersagen beachten, Insektenschutz nutzen. Aber langfristig hilft nur ein gesellschaftlicher Wandel.


Labels: 

Klimawandel, Gesundheit, Hitzewellen, Allergien, Luftverschmutzung, Infektionskrankheiten, Klimaanxiety, Psyche, Umweltmedizin


Meta-Beschreibung:

Der Klimawandel bedroht nicht nur Natur und Wirtschaft – er trifft direkt unsere Gesundheit. Von Hitzewellen über neue Infektionskrankheiten bis zu Klimaanxiety: ein faktenreicher Überblick über die realen Folgen.




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